Sicherheit

Politische Kundgebungen? Sportveranstaltungen? Drohnen aufspühren...

Findet eine Sportveranstaltung in einem Stadion statt, gilt es nicht nur für die Sicherheit von Sportlern und Zuschauern zu sorgen, sondern auch zu vermeiden, dass die Veranstaltung für politische Äußerungen missbraucht wird – weil etwa eine Drohne samt Plakat ihre Kreise durch das Stadion zieht. Ein kompaktes, nutzerfreundliches Radarsystem des Fraunhofer FHR erkennt Kleinstdrohnen zuverlässig.

© Fraunhofer FHR / Andreas Schoeps
Das kompakte und leicht bedienbare Radargerät vom Fraunhofer FHR kann Kleinstdrohnen zuverlässig aufspüren.

Kleine Drohnen mit Kameras sind mittlerweile auch für Laien leicht zu bedienen. Sicherheitskräfte und Polizei stellen die kleinen Flugobjekte vor Herausforderungen – schließlich könnten sie dazu genutzt werden, politische Veranstaltungen zu stören oder bei Sportveranstaltungen Statements abzugeben, indem sie Transparente oder Flaggen hinter sich herziehen. Im Projekt ORAS haben sich daher verschiedene Partner zusammengetan, mit dabei ist auch das Fraunhofer FHR. Ziel ist die Entwicklung eines Systems, das Kleinstdrohnen in einem städtischen Umfeld zuverlässig aufspürt und leicht zu bedienen ist. Als assoziierte Partner und mögliche Endnutzer sind das BKA und die Polizei BaWü mit dem Präsidium Technik, Logistik und Service der Polizei PTLS Pol mit an Bord.

Rundumblick über »Zaunradar«

Das Fraunhofer FHR setzt dabei auf Radar – genauer gesagt auf Sensoren, die auf dem Boden stehen und nach oben schauen. Auf diese Weise können sie z. B. Häuserschluchten überwachen. Auch ist es möglich, mit den Radarsystemen eine Art Zaun aufzubauen. Dafür müssten die Sensoren etwa im Abstand von 70 Metern voneinander positioniert werden. Ein weiterer Partner ergänzt dieses »Zaunradar« um ein Domradar, das höher positioniert ist – etwa auf einem Dach – und den Himmel im Blick hält. Da dieses nicht in die Häuserschluchten hineinschauen kann, ergänzen sich die beiden Systeme optimal. Die Besonderheit des Fraunhofer-Systems liegt vor allem in seiner kompakten Größe – es ist nicht größer als ein kleiner Schuhkarton, montiert auf einem einfachen Stativ – und in seiner leichten Handhabung. Zudem arbeitet das System in einem Frequenzbereich nahe 60 Gigahertz, der für die verwendete Leistungsklasse seit kurzem zulassungsfrei ist. Das System misst sowohl den Abstand der Drohne vom System sowie den Winkel, so dass aus diesen Daten eine einfache Bewegungstrajektorie berechnet werden kann.

In einer Messkampagne im Jahr 2019 wurde der Radarsensor unter Real-Bedingungen erfolgreich getestet: Im Trainings­center Retten und Helfen in Moosbach, einem stillgelegten Kasernengelände mit verschiedenen Gebäuden. Nun folgen weitere Feinabstimmungen der Partner, im Sommer 2020 soll in Moosbach die Abschlussdemonstration stattfinden. Auch für andere Fragestellung rund um die Bedrohung durch Kleinstdrohnen lässt sich das System nutzen. So etwa zur Absicherung von Entwicklungsabteilungen in Betrieben – etwa wenn eine Drohne auf das Betriebsgelände fliegt.