Jahresbericht 2020

Promotionen am Fraunhofer FHR 2020

Das Fraunhofer FHR bietet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern optimale Bedingungen, um am Institut ihre Dissertation zu schreiben. Dabei unterstützt das Institut die Mitarbeitenden jeweils genau zugeschnitten auf ihre individuellen Interessen und Wege zur Promotion. Zwei Mitarbeiter, die im Jahr 2020 promoviert haben, berichten über ihre Erfahrungen.

Dr.-Ing. Fabio Giovanneschi

»Online Dictionary Learning for Classification of Antipersonnel Landmines Using Ground Penetrating Radar«

Seine Tätigkeit in der heutigen Abteilung Kognitives Radar (KR) des Fraunhofer FHR begann Dr. Fabio Giovanneschi im Jahr 2012. Zuvor studierte er an der Universität Pisa Telekommunikationstechnik und arbeitete anschließend zwei Jahre bei einem italienischen Unternehmen im Bereich Geophysik. Am Fraunhofer FHR befasste er sich mit Klassifizierung von Antipersonenminen mittels Ground Penetrating Radar (GPR). »Ich interessierte mich darüber hinaus für die damals relativ neuartige Theorie des Compressive Sensing und begann diese für meine Arbeit mit GPR anzuwenden. Diesem spannenden neuen Bereich wollte ich meine Promotion widmen.«

Prof. Joachim Ender als damaliger Institutsleiter interessierte sich sehr für das Thema und so bewarb sich Dr. Fabio Giovanneschi 2014 erfolgreich für das PhD Programm am Zentrum für Sensorsysteme der Universität Siegen (ZESS), mit Prof. Ender als ersten Betreuer der Doktorarbeit. In den folgenden Jahren arbeitete er aber zunächst intensiv an anderen KR-Projekten sowie für das Projekt RAWIS (Radar- Warn- und Informationssystem für Anwendungen im Katastrophenschutz) der Universität Siegen. »2016 kam ich mit Prof. Yonina Eldar vom Technion Israel in Kontakt. Über meine Idee, eine neuartige Dictionary Learning-Technik zu entwickeln, die auf einen kognitiven Ansatz für das Minenklassifizierungsproblem mit GPR abzielt, begann eine fruchtbare Zusammenarbeit. Diese führte zu den Veröffentlichungen, die den Hauptbeitrag meiner Doktorarbeit bilden.« Seit Abschluss der Promotion hat Dr. Fabio Giovanneschi seine Forschung im Bereich Dictionary Learning fortgesetzt und auf verschiedene Radaranwendungen angewendet, wie z. B. Marine Clutter-Unterdrückung und LIDAR-Bildgebung.

»Neben der stets motivierenden und inspirierenden Zusammenarbeit mit Prof. Ender haben Dr. Stefan Brüggenwirth als Abteilungsleiter und Dr. Maria Antonia Gonzalez-Huici als Teamleitung die Forschung für meine Doktorarbeit immer unterstützt. Auch die Kolleginnen und Kollegen in Wachtberg standen während all der Jahre für Austausch und Diskussion gern zur Verfügung«, so Dr. Fabio Giovanneschi rückblickend.

Dr. Christoph Wasserzier

»Noise Radar on Moving Platforms«

Nach seinem Elektrotechnikstudium mit Schwerpunkt Informations- und Kommunikationstechnik an der RWTH Aachen kam Dr. Christoph Wasserzier 2009 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter ans Fraunhofer FHR. »Eine Promotion war nicht von Anfang an mein Ziel. Ich habe in der heutigen Abteilung Passive und störfeste Radarverfahren (PSR) spannende Aufgaben in Bereichen übernommen, zu denen nicht ohne Weiteres publiziert werden kann.«

Der Wunsch zu promovieren entstand durch das Interesse im Bereich Rauschradar. »Das Thema war für mich schon immer vielversprechend und hat durch die technische Entwicklung der letzten Zeit großes Potential im Hinblick auf seine praktische Anwendbarkeit erreicht. Das fand ich reizvoll.« So absolvierte Dr. Christoph Wasserzier ab 2016 das PhD-Programm der Tor Vergata Universität Rom mit Professor Gaspare Galati als Betreuer, der seit Langem auf diesem Gebiet forscht. Für Blockseminare reiste er nach Rom, der Großteil des Austauschs mit Professor Galati fand jedoch online statt. Die klare Struktur des Programms ermöglichte es, zielgerichtet zu arbeiten und die Promotion gut mit der Tätigkeit am Institut abstimmen zu können. »Mein Teamleiter Josef Worms, Prof. Daniel O’Hagan als Abteilungsleiter und sein Vorgänger Heiner Kuschel haben meine Promotion immer unterstützt. Auch viele Kolleginnen und Kollegen von PSR oder der Werkstatt haben tatkräftig geholfen, insbesondere bei Feldversuchen.«

Dr. Christoph Wasserzier entwickelte ein neues, echtzeitfähiges Verfahren mit dem Ziel, Rauschradar zukunftssicher zu machen. Der von ihm zum experimentellen Nachweis des Verfahrens implementierte Demonstrator stieß auf großes Interesse, wurde u. a. erfolgreich in einer NATO-Messkampagne eingesetzt und wird von PSR zukünftig weiter genutzt. »Am Fraunhofer FHR gibt es beste Voraussetzungen erfolgreich zu forschen, nicht zuletzt durch die tolle Infrastruktur und Ausstattung der Labore sowie die hohe fachliche Kompetenz der Mitarbeitenden. Doch die enge Zusammenarbeit mit der Bundeswehr hat die hohe Qualität der gewonnenen Ergebnisse erst möglich gemacht«, resümiert er seine Promotionsbedingungen.