Weltraum

Pionierarbeit bei der Kommerzialisierung

Sei es die Bundeswehr, seien es Telekommunikationsunternehmen: Für Satellitenbetreiber ist es wichtig, diese vor Zusammenstößen mit Weltraumschrott zu bewahren. Möglich macht es das Phased-Array-Radar GESTRA, entwickelt vom Fraunhofer FHR. Nun arbeitet das Institut daran, GESTRA mit einem Industriepartner zu kommerzialisieren. Das Interesse ist sowohl national als auch international groß.

© Fraunhofer FHR / Jens Fiege
GESTRA-Sendecontainer am finalen Standort in Koblenz.

Was schwirrt wo im erdnahen Orbit, kurz LEO genannt, herum? Diese Frage ist nicht nur an sich interessant, sondern durchaus relevant für unser alltägliches Leben. Denn im LEO ziehen die Satelliten ihre Bahnen, die uns mit Informationen versorgen – sei es für Navigationssysteme, sei es für kritische Infrastrukturen wie Kommunikation, Börse und Co. Ebenfalls schwirrt dort oben viel Weltraumschrott herum: Dieser stellt eine zunehmende Gefahr für die Satelliten dar. Um den erdnahen Orbit zu überwachen und zu wissen, welche Objekte sich dort bewegen, ist ein Phased-Array-Radar mit hoher Strahlagilität vonnöten. Ein solches hat das Fraunhofer FHR im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums als Experimentalsystem entwickelt und gebaut. Im September 2020 wurde das teilmobile Weltraumüberwachungsradar GESTRA an das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und das Weltraumlagezentrum übergeben.  

Neue Wege beschreiten: Seite an Seite mit der Industrie
 
Nun arbeitet das Fraunhofer FHR daran, das System einer kommerziellen Nutzung zuzuführen. Das Interesse von potenziellen Endkunden, beispielsweise der Bundeswehr, an dem ersten deutschen Weltraumüberwachungsradar ist groß   – nicht nur national, sondern weltweit. Die Herausforderung: Der Sensor befindet sich aktuell noch in einem Stadium, in dem er sich noch nicht unmittelbar kommerzialisieren lässt. Um dieses Experimentalsystem in ein serienreifes, marktfähiges Produkt zu überführen, bedarf es einer langfristigen Zusammenarbeit mit einem oder mehreren Industriepartnern. Da GESTRA als sicherheitsrelevante Schlüsseltechnologie gilt, sollte es ein deutsches Industrieunternehmen sein.

Das Fraunhofer FHR strebt eine enge Zusammenarbeit mit dem Partner an – schließlich soll der Know-how-Transfer sichergestellt werden. Auch wird es die entwicklungstechnischen Schritte als Berater und Know-how-Geber begleiten: Die Schritte hin zum fertigen Produkt sollen gemeinsam gegangen werden. So einfach dies zunächst einmal klingen mag: Die Kommerzialisierung eines so komplexen Systems hat es bei der Fraunhofer-Gesellschaft in dieser Dimension bislang noch nicht gegeben. Es existiert also keine Blaupause für die dafür benötigten Prozesse. Hier muss gewissermaßen Pionierarbeit geleistet werden, um auch für andere Großprojekte den Weg zu bereiten. Davon profitieren nicht nur Forschung und Industriepartner, sondern auch Endkunden, welche so frühzeitiger auf neue technologische Weiterentwicklungen zugreifen können.